Nick Bogdanovich hatte von den Färöer Inseln gehört, dem Archipel zwischen Schottland und Island. Aber wo lagen Burundi und Turkmenistan? Der Geschäftsführer des Sportwettanbieters William Hill US wusste nicht einmal, dass diese beiden Nationen existieren, geschweige denn Fußballligen besaßen, die eines Tages seine wettfreudige Kundschaft während einer trostlosen Dürre an Sportereignissen beschäftigen würde.
„Zwei Länder, von denen ich noch nie gehört habe“, sagt er lachend. „Wir haben den ganzen Globus nach etwas durchsucht, das wir anbieten könnten. Wir probierten es mit Sumo-Wrestling, Darts, einfach allem, was wir noch finden konnten, um zu sehen, ob es ankommt. Es war eine interessante Zeit, aber auch sehr herausfordernd.“
Die färöische Premier League begeisterte einige Spieler, ebenso wie die Yokary Liga in Turkmenistan (in Zentralasien) oder auch die Amstel Ligue in Burundi (400 Meilen westlich des Kilimandscharo in Afrika). Einige Wettfreunde konnten auch für eine Alternative bei Casino Spielen gewonnen werden. Auf einigen weit entfernten Wettmärkten füllten auch die Liga Primera in Nicaragua und die V. League 1 in Vietnam die Lücke, die durch die Unterbrechung der Topligen entstanden ist.
Als dann die deutsche Bundesliga am 16. Mai mit sechs Partien den Spielbetrieb wieder aufnahm, sah Bogdanovich etwa doppelt so viele Einsätze auf Fußballspiele wie sonst üblich. Dies lag seiner Meinung nach wohl vor allem an den Free-TV-Spielen und den sonst spärlichen Wettkämpfen in anderen Wettbewerben und Sportarten.
Apps bei Circa Sports und William Hill hatten jedoch auch während der Spielpause nie stillgestanden, und Circa veröffentlichte auch Optionen für die weißrussische Premier League. Zudem gab es im Netz weiterhin die Möglichkeit, sich an Automaten Spielen auszuprobieren. Aber natürlich regierte ab dem Ende der Spielpause die deutsche Fußball-Bundesliga. „Da es zu dieser Zeit eindeutig die weltbeste Fußballliga war, hat dies meiner Meinung nach zu mehr Interesse beim Publikum in aller Welt geführt, als dies sonst der Fall gewesen wäre“, sagt Chris Bennett, Sportwettenmanager bei Circa.
Der App-Service von South Point kehrte Anfang Mai zurück. Bei einigen Bundesligaspielen hat der Quotenservice Vinny Magliulo das Vier- bis Fünffache an Zugriffen zu sonstigen Zeiten verzeichnen können. „Oh mein Gott, ja“, sagte er. „Die Tatsache, dass es im freiempfangbaren Fernsehen läuft, macht es noch beliebter. Es ist die Qualität, sie sind alle Profis … aber die englische Premier League ist auch weiterhin die Nummer eins – die Bundesliga kommt gleich danach.“
Vor einigen Wochen wurden dann zum ersten Mal seit dem 8. März wieder Spiele in jeder der vier Hauptligen des Fußballs (Englands Premier League, Italiens Serie A, Spaniens La Liga und Bundesliga) ausgetragen, natürlich noch vor leeren Rängen. Die Champions League, das alljährliche Highlight mit den besten Klubs aus den besten Ligen Europas, kehrt mit vier Spielen am 7. August zurück. Die Ligue 1 in Frankreich wird schon bald bis zu 5.000 Fans im Stadion erlauben, wenn am 10. Juli der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird.
MLS kürt bei einem Turnier in Orlando den Meister
Die Major League Soccer in den Vereinigten Staaten wird voraussichtlich ab dem 8. Juli mit einem einmonatigen Turnier in Orlando ohne Fans zurückkehren. Bei Caesars ist der Los Angeles FC mit einer 4:1-Quote der Favorit, gefolgt von Atlanta United (7:1). Der FC Cincinnati und der Newcomer Nashville SC sind die 125:1-Außenseiter.
SportwettenDas Sportwettangebot ist im Internet mittlerweile reichhaltig.
Die Experten von Vegas Sportwetten erwarten keine nennenswerten MLS-Maßnahmen, begrüßen jedoch das erweiterte Angebot. Magliulo plant, die Gesamtzahl der Wetten zu Beginn des Turniers ein wenig zu erhöhen und dann entsprechend anzupassen. „Das ist ganz unten in der Rangordnung“, sagt Bogdanovich. „Ich hoffe, es zieht an, aber wenn sie mir sagen, dass wir genau das gleiche MLS-Geschäft wie immer machen werden, würde es mich nicht überraschen.“
Für die Beteiligten auf beiden Seiten sind die lange Pause und die Tatsache, dass die Spiele ohne Zuschauer ausgetragen werden, ein schwerwiegendes Problem. Es ist trotz vieler Informationen und eines langen Atems nicht sonderlich einfach, die Auswirkungen richtig einzuschätzen und über den möglichen Ausgang zu spekulieren.
William Hill und Circa verlassen sich auf in Europa generierte Gewinnchancen, während Magliulo diese Faktoren in die Bundesliga-Zahlen einfließen ließ. „Wir mussten die Gesamtzahl erhöhen, und Außenseiter waren stärker als erwartet“, sagt er. „Wenn man sich die Ergebnisse ansieht, haben die Außenseiter einen höheren Schnitt erreicht, sodass die Favoriten nicht ganz so teuer waren. Und auch die Gesamtzahlen waren höher – wir haben sogar Vierer Wetten angeboten. “
Spieltage mit mehr als 3,5 Toren im Schnitt sind selten. Auch waren deutsche Auswärtsmannschaften zuletzt stark. Ohne die beim FC Bayern München ausgetragenen Spiele haben diese in den letzten fünf Wochen in allen Spielen einen inoffiziellen Wert von 38-18-21 erzielt.
Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München, der sich den achten Titel in Folge gesichert hat, stand seit der Wiederaufnahme schnell bei 9:0. Die Roten hatten einen Wert von 10-0-1 in den letzten elf Partien vor der Spielpause erzielt. Die Bayern hatten dabei alle fünf Spiele in der heimischen Allianz Arena gewonnen – mit 17:5-Toren, im Schnitt also mit 3,4:1.
Nigel Seeley, ein professioneller Sportwetter aus Bromley in England merkte dazu an, dass es seit langem ratsam sei, in Deutschland auch die Quoten auf Auswärtsmannschaften im Blick zu behalten. „In der Bundesliga war es schon immer gut, die Spiele mit einer der höchsten Auswärtsquoten im europäischen Fußball zu beobachten“, sagt er. „Aber seit der Wiederaufnahme ist der Prozentsatz der Auswärtssiege weiter gestiegen. Und beim Auswärtsfavoriten ist es am besten, was einem der gesunde Menschenverstand verrät.“
Zu Beginn der Premiership bemerkte er hingegen einen Trend zu weniger Toren. Auswirkungen, von denen Doug ‚der Sheriff‘ Fitz gern profitiert hätte. Fitz, der Inhaber des kostenlosen Dienstes SystemPlays.com ist, greift häufig auf die umfangreichen Datenbanken von Bet Labs Sports zurück, um zu seinen Informationen zu kommen. Er setzte beim West Ham-Spiel in Wolverhampton jedoch auf mehr als 2,5 Tore. Zu den Unbekannten gehörten dabei die Auswirkungen der langen Pause und die leeren Zuschauerränge. Letztendlich schlugen die Wanderers die Hammers mit 2:0.
„Ich weiß nicht wirklich, ob die Unterbrechung oder das Fehlen der Fans etwas damit zu tun hatten“, sagte Fitz. „Wie alle anderen konnte ich die Situation schwer einschätzen … wenn wir aber Informationen vorliegen haben, werde ich einige Anpassungen vornehmen.“
„Aber Fußball in Turkmenistan? Nein, ich wusste noch nicht einmal, dass es dort ein Liga gibt.“