Für den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund war die Spielzeit 2017/18 eine Berg- und Talfahrt. Daher wird es Zeit für einen kleinen Rückblick mit Aussicht auf die neue Spielzeit.
Der Bombenanschlag als erstes Tief
Borussia Dortmund hat ein emotionales Jahr hinter sich, das steht außer Frage. Die Emotionen bewegten sich zwischen totaler Ekstase und völligem Absturz – alles war enthalten. Angefangen hat es mit dem Bomben-Anschlag auf den Mannschaftsbus vor dem Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco. Was zu einer echten Katastrophe hätte führen können, endete zum Glück mehr oder weniger nur mit einem Schrecken in den Köpfen der Spieler.
Weiteres Theater auf dem Transfermarkt
Im DFB-Pokal Halbfinale schoss Ousame Dembélé den BVB gegen Bayern München mit einem absoluten Traumtor zunächst noch in das Finale. Einige Wochen darauf kam es zu einem riesigen Transfer-Theater bei dem Wechsel von Dembélé zum FC Barcelona. Dembélé wollte den BVB unbedingt in Richtung Katalonien verlassen und zeigte dies, indem er unerlaubt vom Dortmunder Training fernblieb. Die Trainer haben den damals 20-Jährigen bis auf weiteres suspendiert, bis er kurze Zeit später für satte 105 Millionen Euro abgelöst wurde.
Kurzes Glück: DFB-Pokal-Pokalsieg
Borussia Dortmund gewinnt zwar im DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt und holt sich den Pokal, feuert aber drei Tage später seinen Trainer Thomas Tuchel. Die Zerwürfnisse zwischen dem Trainer auf der einen Seite sowie der Vereinsspitze und Teilen der Mannschaft auf der anderen Seite waren einfach zu groß.
Niederlagenserie und Trainerwechsel
Tuchels Nachfolger Peter Bosz legt zunächst einmal einen astreinen Start hin. Mit einem 6:1 Sieg gegen Borussia Mönchengladbach rundete er seine Anfangszeit noch genüsslich ab und hatte schon sämtliche Titel vor seinem inneren Auge. Dann kam allerdings der totale Absturz. Nach neun sieglosen Spielen in Folge, wird Peter Bosz nach noch nicht einmal einem halben Jahr gefeuert und durch den Österreicher Peter Stöger ersetzt. Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und FC Schalke 04 setzte zwischenzeitlich noch einen oben drauf. Nach einer 4:0 Führung für den BVB legte Schalke 04 nach und schaffte es tatsächlich, noch vier Tore zu schießen und glich somit aus.
Peter Stöger als neuer Hoffnungstrainer
Unter Peter Stöger ist der BVB anfangs, zumindest was die nackten Zahlen angeht, durchaus erfolgreich. Kein anderer seiner Vorgänger hat eine längere Serie ohne Niederlage hingelegt. Nach nur einer Niederlage in den ersten 15 Spielen (auch wenn dies die 0:6 Klatsche gegen den FC Bayern München war) waren die Fans dennoch eher unzufrieden. Die Fans wollten spektakulären und erfolgreichen Offensiv-Fußball erleben. Und auch gegen Ende der Saison reicht es nur für den vierten Platz.
Was wird jetzt aus dem BVB?
Das führte dazu, dass Peter Stöger nun durch den Schweizer Lucien Favre ersetzt wird. Favre soll Borussia Dortmund wieder auf den altbekannten fußballerischen Höhepunkt zurückbringen. Aber natürlich sind damit nicht alle Probleme sofort aus der Welt geschafft. Es wartet eine Menge Arbeit auf den Schweizer Coach. Der frühere Trainer von Borussia Mönchengladbach hat nicht nur die Aufgabe, seine neue Mannschaft wieder spielstark zu gestalten, indem er ihnen irgendwie eine motivierende und kreative Spielphilosophie ans Herz legt, sondern muss tatsächlich auch versuchen, die etwas enttäuschten Fans wieder zurück ins Boot zu holen. Wobei das alles noch eher fraglich ist.
Kann sich Favre gegen die Alphatiere des BVB durchsetzen?
Favre ist zwar fachlich ohne jeden Zweifel absolut kompetent und ein Perfektionist, stand aber sowohl als damaliger Hertha BSC Trainer als auch beim Borussia Mönchengladbach aufgrund von Selbstzweifeln mehrfach vor dem Rücktritt. Und das, obwohl er beide Mannschaften in jedem Fall besser machen konnte. Er gilt als sensibler Fußballversteher und muss sich mit seinen sportlichen Ansichten erst gegen die BVB-Spitze durchsetzen – was sich eventuell als schwierigere Aufgabe entpuppen könnte, als bisher gedacht. Und ohne dieses Durchsetzungsvermögen, kann es relativ schnell zu einem Autoritätsverlust innerhalb der Mannschaft kommen, was fatal für jeden Trainer wäre. Allerdings hat er noch aus früherer Zeit einen äußerst guten Draht zu Marco Reus, was ihm eventuell zu einem leichteren Zugang zur Mannschaft verhelfen könnte. Favre muss also starke Nerven haben. Vor allem, wenn sich nicht gleich in den ersten Spielen ein Erfolg abzeichnet.
„Jeder muss sich hinterfragen“
Nuri Sahin hatte nach einem Spiel gefordert, dass sich alle hinterfragen sollen. Und damit waren nicht nur die Spieler gemeint. Auch Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer wurden mit dieser Forderung angesprochen. Und das wird jetzt auch teilweise umgesetzt: Der Ex-Profi und Ex-Trainer Matthias Sammer als Berater des Vereins und der langjährige BVB-Profi Sebastian Kehl als Sportdirektor. Damit wird der bisherige Sportdirektor und Manager Michael Zorc 2021 abgelöst. Auch Hans-Joachim Watzke wird mehr oder weniger im wahrsten Sinne des Wortes 2022 das Feld räumen und sein Amt als BVB-Präsident wahrscheinlich an Reinhard Rauball weitergeben.
Es heißt also „Umbruch“ für den BVB
Die Fans haben es gefordert und die Zahlen sprechen dafür. Es braucht einiges an Veränderung beim BVB. Auch wenn es wahrscheinlich noch eine Weile auf sich warten lassen muss, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft ziemlich gut. Mit einer Rundumerneuerung im gesamten BVB, kann es eigentlich nur besser werden.