Wenn Corona die Fans ausschließt

DFL In deutschen Fußballstadien sowie weltweit herrscht seit nunmehr fast zwei Jahren genau eine Sache. Gähnende Leere. Traurige Tristesse. Stimmungslose Ränge. Fußball-Profis vermissen Sie. Funktionäre trauern ihrem Geld nach. Vereine fürchten um Identifikationsverlust. Die Fans müssen auch derzeit wieder in Großteilen der Anhängerschaft zuhause bleiben. Der Grund hat einen Namen und dieser lautet Corona. Die Inzidenzzahlen explodieren, Intensivstationen laufen auf Hochtouren, Arztpraxen öffnen sogar an sonst freien Tagen die Fenster zum Wartezimmer „Gehweg“ um das Impfangebot zu erweitern und allen zugänglich zu machen.

Nachdem die erste Phase der Geisterspiele den Vereinen schon und insbesondere schwer finanziell zugesetzt hatte, so bringt die zweite Phase der fast Geisterspiele so manchen Traditionsklub an den Rand des Ruins. Nach Wegfall des Fan-Ausschlusses noch von vielen Kritikern als Lieblingskind mit Sonderrechten abgestempelt, finden die jetzigen Beschränkungen in Reihen des deutschen Profi-Fußballs nur schwer Verständnis, wo doch Veranstaltungshallen quasi gefühlt unter Vollauslastung rotieren. Da muss man kein Prophet sein, um die fehlende Glaubhaftigkeit der Politik zu erkennen. Schließlich findet Fußball im Freien statt. Die Menschen können, anders als in Bochum in einem Pflichtspiel geschehen, über große Flächen auf die Tribünen verteilt werden und haben überhaupt die Möglichkeit sich an Abstände zu halten.

Doch Abseits der in Öffentlichkeit präsenten Vorstände, Trainer und Spieler, welche bemitleidenswert klagen wie sehr sich das Spiel verändert hat, werden die die es am emotionalsten trifft schnell vergessen. Die Fans. Jene Menschen die Vereine zu dem machen was sie sind und oft marketingtechnisch gerne auch sein wollen. Heimat. Familie. Liebe.

Wer urplötzlich seinen Ankerpunkt verliert im Leben, schaut sich logischerweise schnell nach Alternativen um. Es kommt zu Bindungs- und Identifikationsverlust. Mitgliederzahlen tun das, was die Zahlen der Neu-Infektionen nicht tun. Sie sinken. Wer erst einen Ersatz in anderen Dingen wie Literatur, Parkbesuchen, Treffen mit Freunden und Familie zum Spieleabend, langen Spaziergängen oder dem Entdecken neuer Freizeit-Optionen gefunden und sich nach der langen Zeit routiniert daran gewohnt hat, der findet den Weg auf die Tribüne zurück nicht mehr allzu schnell wieder. Wer würde zum Beispiel den Geruch von Bier und Urin, nebst Vorsänger Kalles Dreitage-Schweiß nochmals gegen das Vergnügen mit Dingen aus dem Internet eintauschen. Wozu sich in enge Reihen quetschen und Tore von hochdotierten Kickern beklatschen, wenn man im Bett mit ganz viel Platz selber treffen kann und das garantiert mit Happy End und Wunschergebnis. Wozu in Schlangen stehen um ein kühles Blondes zu horrenden Preisen zu ergattern, immer mit der Angst davor etwas Wichtiges vom Spielverlauf zu verpassen.

Sollte die führende Runde der Regierenden nicht aufhören ein Exempel zu statuieren, an einer Unterhaltungssparte, der sie aus Imagegründen kurz vor den Wahlen noch das Zuckerbrot reichte, dann sieht es ziemlich düster aus für den Vereinssport Fußball. Je tiefer die Liga und die finanziellen Mittel sind umso dunkler wird der Tunnel neben dem Spielfeld. Spaßmacher anderer Art wie oben erwähnte Spaßmacher werden sich durchsetzen und bleiben, während die letzten Stollen in den Stadionkatakomben verhallen. Irgendwann werden wir unseren Enkel nur noch von einer weit entfernten Erinnerung berichten können, wie aus einer längst vergangenen Zeit. Vor Corona. Vor Fan-Ausschluss. Von Damals. Als Ultras noch echte Gruppen zum Anfassen waren. Zum Mitmachen. Zum Mit leben. Gesänge schmetternd. Trommeln schlagend. Stadionfüllend.

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