Südtribüne Dortmund äußert sich negativ zu China-Plänen in der Regionalliga

Borussia DortmundUnd es hagelt weiter Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dieses Mal hat sich das Fanbündnis Südtribüne Dortmund die Pläne des Verbandes vorgenommen, nach denen die chinesische U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga Südwest mitspielt. Dabei kritisieren sie, dass die Vereine nicht ordentlich informiert wurden und kein wirkliches Mitspracherecht hatten. Größte Sorge der Fans ist dabei, dass der DFB irgendwann auf die Idee kommen könnte, solche Projekte auf die erste und zweite Bundesliga auszuweiten.

Daher wollen sie am morgigen Samstag sich zu einem Fanmarsch treffen, um auf diesen gegen die Pläne zu demonstrieren. Der Treffpunkt ist um 15 Uhr in der Hohen Straße, los geht es dann um 16.30 Uhr. Um 18.30 Uhr beginnt dann das Bundesligaheimspiel von Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach. Die Stellungnahme des Fanbündnis Südtribüne Dortmund im Wortlaut:

Derzeit geht es Schlag auf Schlag. Ihr habt sicherlich mitbekommen, dass wir uns in Dortmund an den bundesweiten Protesten gegen die Auswüchse des Fußballs von DFB und DFL beteiligt haben. Ob Anstoßzeiten, Kollektivstrafen oder Kommerzialisierung es gibt eine Reihe von Feldern, die immer mehr Fans anwidern.

Auch gegen Borussia Mönchengladbach wird es hier weiter gehen. Der Protest besteht aus mehr als „Fick dich DFB“. Denn entgegen dem Vorwurf von DFB und Boulevard gibt es echte Inhalte. Dabei müssen wir in Dortmund uns auch klar machen, dass es einige Themen gibt, die uns heute noch nicht betreffen, daher aber nicht weniger aktuell sind! Das wohl bekannteste Beispiel ist das Montagsspiel der zweiten Bundesliga, dass es nun in die erste Bundesliga geschafft hat.

Häufig ist es so, dass Neuerungen in den Niederungen des Fußballs ausprobiert werden, um sie dann später in den ersten beiden Bundesligen zu etablieren. In diesem Sommer nun hat der DFB in Form der Regionalliga Südwest den nächsten Versuchsballon steigen lassen. Eine U-20 Nationalmannschaft soll am Spielbetrieb außer Konkurrenz teilnehmen. In der Rückrunde der Saison 2017/2018 wird die chinesische U-20 Nationalmannschaft wöchentlich gegen einen Verein antreten, der gemäß des regulären Spielplans spielfrei hat. Hierfür erhält jeder teilnehmende Verein 15.000 Euro. Lediglich der SV Waldhof Mannheim, die Stuttgarter Kickers und die TuS Koblenz lehnten ab. Der ursprüngliche Plan des DFBs bestand darin, dass die U-20 gegen jedes der 19 Teams jeweils ein Hin- und Rückspiel austrägt. De Facto war also eine „Quasi“-Mitgliedschaft angedacht, die sich jetzt, auch aufgrund der vorgetragenen vehementen Kritik seitens der Fans und organisatorischen Schwierigkeiten, „nur“ auf die Rückrunde beschränkt.

Wie kam es dazu?

Die Tatsache, dass zuerst der Kicker von den Plänen berichtete und diese nicht durch eine offizielle Bekanntmachung des DFBs verkündet wurden, steht sinnbildlich für den Prozess, der im Hintergrund und höchst intransparent ablief. Die erste Kontaktaufnahme mit den Vereinen erfolgte telefonisch. In besagtem Gespräch wurde lediglich erklärt, dass die Möglichkeit besteht, zwei Spiele gegen die chinesische U-20 Nationalmannschaft auszutragen und hierfür jeweils 7500 Euro zu erhalten. Es wurde gezielt Druck aufgebaut. Unter anderem wurde betont, dass alle anderen Vereine bereits zugesagt hätten. Insbesondere finanziell gebeutelte Vereine wurden mit Nachdruck darum gebeten, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Mehr Informationen wurde nicht an die Vereine herangetragen.

Auf der kurz danach stattfindenden Managertagung der Regionalliga Südwest sollten die Vereine dann ihre endgültigen Entscheidungen verkünden. Erst hier wurde über die geänderten Rahmenbedingungen informiert (nur ein Spiel in der Rückrunde und 15 000 Euro), weitere Details wurden nicht geliefert. Platz für Nachfragen oder gar Nachforschungen bestand nicht. Es entstand zunehmend der Eindruck, dass der DFB die Informationen gezielt klein hält. Bis heute herrscht Unklarheit über den genauen Ablauf der „Freundschaftsspiele“.

Was steckt dahinter?

Im November vergangenen Jahres wurde eine Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China im Bundeskanzleramt im Beisein von DFB und DFL unterzeichnet, in der sich die beiden Länder zu einer engen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Fußballs verpflichten. DFL Geschäftsführer Christian Seifert erklärte, dass es „mannigfaltige Themen der Zusammenarbeit geben wird, beispielsweise im Austausch zu den Nachwuchsleistungszentren zwischen deutschen und chinesischen Klubs“. Die chinesische U-20 Nationalmannschaft in der Regionalliga-Südwest ist ein erster Schritt, um die getroffenen Vereinbarungen mit Leben zu füllen. Der Vertrag, der den Fanszenen vorliegt, veranlasst die Fußballverbände der beiden Länder explizit dazu, Pläne und konkrete Vereinbarungen sowie finanzielle Absprachen zu treffen. Christian Seifert betonte im Zuge dessen die schon seit längerem bestehenden „guten Beziehungen nach China, von der beide Seite profitieren werden“. Hinweise darauf, wie die besagten Vereinbarungen aussehen könnten, liefert ein 250 Millionen schwerer Fernsehvertrag, der im November 2016 ebenfalls zwischen DFB, DFL und chinesischen Vertretern ausgehandelt wurde.

Im Juli dieses Jahres besuchte der chinesische Staatspräsidenten Xi Jinping zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Freundschaftsspiel zwischen einer deutschen und einer chinesischen Kinderauswahl, welches ebenfalls im Rahmen der Kooperation stattfand. Auch zugegen waren Adidas-Chef Kasper Rorsted, der die Partnerschaft zu Marketing-Zwecken nutzt und bereits einen Deal mit dem chinesischen Bildungsministerium ausgehandelt hat und Jörg Wacker, Vorstandsmitglied des FC Bayern und zuständig für die Internationalisierung des Klubs, der bereits seit Jahren sogenannte Asia-Reisen in der Sommervorbereitung zu Promo-Zwecken unternimmt. Anhand der Personenkonstellation und des ausgehandelten TV-Vertrags wird deutlich, dass es neben der propagierten Unterstützung des chinesischen Fußballverbands in erster Linie um Geld geht.

Was ist die Konsequenz?

Wie bereits oben beschrieben, erscheint es wahrscheinlich, dass perspektivische Pläne ein wie DFB-Pokal-Finale in Shanghai oder eine fest installierte Mannschaft in der Bundesliga als Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, um noch mehr Einnahmen zu generieren. Das würde auch zu den Aussagen der Adidas Spitzenleute passen, die solche Ideen schon medial forcierten. Man macht sich hier mit Vertretern eines Konzerns gemein, der quasi die Sportkorruption erfunden hat.

Letztlich ist die Integration der chinesischen U-20 Nationalmannschaft in die Südweststaffel der Regionalliga nichts weiter als der erste Türöffner/ Testballon für eine großflächige Erschließung des asiatischen Marktes und wird daher perspektivisch alle Vereine betreffen. DFB-Präsident Reinhard Grindel äußerte sich jüngst erneut zu der Thematik und erklärte, dass „die Ultras von Waldhof Mannheim, von Koblenz und den Stuttgarter Kickers“ ein Problem mit dem Spiel gegen die chinesische U-20 gehabt hätten und ihre Vereine dazu gebracht hätten, nicht teilzunehmen. Dass aber nicht nur Ultras sondern die breite Masse die Pläne ablehnt oder ihnen zumindest skeptisch gegenübersteht, wird hierbei komplett unter den Tisch gekehrt. Auch Vereine wie Rot-Weiss Essen oder Rot-Weiß Oberhausen äußerten ihren Unmut und Fassungslosigkeit über die Pläne des DFBs. In einer kicker-Umfrage bewerteten 84,7 Prozent von knapp 50.000 Teilnehmern das Vorhaben als schlecht.

Ein weitere logische Folge wäre eine weitere Zerstückelung der Spieltage, um dem Publikum in Fernost die Marke „Bundesliga“ mundgerecht zur besten Sendezeit servieren zu können. Dies würde unweigerlich nach sich ziehen, dass aufgrund paralleler Live-Übertragungen noch weniger Zuschauer am Wochenende bei Amateurspielen sind. DFB-Kampagnen wie „Unsere Amateure. Echte Profis” werden hierdurch komplett ad absurdum geführt und offenbaren ihre Scheinheiligkeit. Anhand der beschriebenen Thematik wird erneut deutlich, dass DFB und DFL die Basis völlig aus den Augen verloren haben und den Fußball zu Lasten der Fans weiter ausschlachten wollen.

Daher sehen wir hier einen weiteren Schritt weg von den Fans im Stadion, die den Fußball in Deutschland einzigartig machen. Es wird alles der Maxime Einnahmen Maximierung unterworfen. Eine Entwicklung die aus unserer Sicht nicht schweigend hingenommen werden kann.

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