Stadionrebellen von Kai Tippmann als Ersatz für die Bundesliga

Stadionrebellen - Kai Tippmann Mit 4:0 hat am vergangenen Wochenende Borussia Dortmund das Derby gegen den FC Schalke 04 gewonnen. Normalerweise wäre an solch einem Tag das Westfalenstadion explodiert. Doch dieses Mal blieb es ruhig. Im Stadion, vor dem Stadion, in den Kneipen und auch sonst überall. Die Partie des 26. Spieltags kam zwar nun endlich zur Austragung, doch durch die Corona-Krise ganz ohne Zuschauer. Es fehlte etwas, dementsprechend wurden das Duell der beiden Revierklubs und das Endergebnis ganz anders wahrgenommen. Eine gewisse Gleichgültigkeit machte sich breit.

Dabei war das Auftreten der heimischen Borussia wirklich gut anzusehen. Ohne ihre Fans im Rücken agierten sie von Spielbeginn offensiv und zielorientiert. Die Mannschaft von Lucien Favre war heiß auf den Sieg und kam durch Erling Haaland (29.), Raphael Guerreiro (45., 63.) sowie Thorgan Hazard (48.) zu den verdienten Treffern. Doch es war eben niemand da, der dies hätte feiern können. „Das war sehr, sehr speziell. Du hast keinen Lärm, du schießt aufs Tor, machst einen Top-Pass, ein Tor – und nichts passiert. Das ist sehr, sehr komisch. Unser Publikum fehlt uns sehr. Es war ein ganz anderes Spiel als sonst“, gab BVB-Coach Favre nach Spielschluss zu Protokoll.

Das neue Buch Stadionrebellen von Kai Tippmann.

Lektüre statt Stadionbesuch

Vorerst wird dies bis zum Saisonende so bleiben und eventuell wird auch die kommende Saison 2020/21 ohne Zuschauer starten. Ein Stück wird sinkt damit die Faszination Fußball, es fehlt die Atmosphäre in den Stadion, die Emotionen der Fans. Damit bleibt gegenwärtig nur der Blick in die Vergangenheit zum Beispiel mit Videos auf youtube oder Lektüre über Fankultur. Für Letzteres bietet sich das neue Buch ‚Stadionrebellen – Eine Geschichte der italienischen Ultrabewegung‘ an, welches von Pierluigi Spagnolo geschrieben und später von Kai Tippmann übersetzt wurde.

Es handelt sich dabei um ein ganz besonderes Werk, welches tief in die Leidenschaft der Tifosi eintaucht. Beginnend vor einhundert Jahren bei den Anfängen des italienischen Fußballs, hinüber zu den Gründungsjahren der Ultrabewegung und hinein in die heutige Zeit mit Pay-TV und Repressionen. Dabei gelingt es dem Autor objektiv und wertungsfrei zu berichten, was wohl auch zum großen Erfolg in seinem Heimatland beigetragen haben dürfte. Es gibt dem Leser die Möglichkeit in eine Welt einzutauchen, die ansonsten recht verschlossen ist und über die zumeist nur im negativen Zusammenhang berichtet wird.

Das der Autor Pierluigi Spagnolo nicht nur ein schreibwütiger Theoretiker ist, sondern auch auf eigene Erfahrungen bauen kann, gab er zuletzt in einem Interview mit Erlebnis Fußball preis: „Ich habe zu Zeiten der Mittelschule angefangen, mit den Kumpels aus der Klasse regelmäßig in die Kurve zu gehen. Ich war da 12 oder 13 Jahre alt. Dann mit 15 oder 16, als wir am Gymnasium waren, habe ich angefangen aktiv am Leben meiner Kurve teilzunehmen. Ich habe mein eigenes kleines Grüppchen gegründet, wir haben unsere ersten eigenen Fahnen gemalt, die wir ins Stadion mitnehmen konnten und begonnen, gemeinsam mit den Ultras von Bari, aus auswärts zu fahren.“

Italien ist für viele die Wiege der Fußballleidenschaft und der Ultrabewegung.

Abschließend äußert sich Kai Tippmann im Vorwort zu den Gründen für die Arbeit an diesem Buch: „Das ehrwürdige ‚Tifare Contro‘ war ja seinerzeit wirklich zu einer Art Referenz geworden, was das Thema Ultras in Italien angeht, aber seit dessen Erscheinen sind zwölf Jahre und eine ganz Generation ins Land gegangen. Die ‚Tessera del Tifoso‘ kam und ging, Ciro Esposito hat sein Leben gelassen und praktisch jede italienische Kurve hat ihre eigene Biografie gedruckt.“

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